04.05.2018
Eher Stillstand als Fortschritt

Marion Dunker, LUFA Rostock der LMS Agrarberatung
Dr. Heidi Jänicke, Landesforschungsanstalt M-V, Dummerstorf
Die zweite Probenahme zur diesjährigen Reifeprognose für den ersten Schnitt von Ackergras und Grünland erfolgte am 30.04.18. Es stand in der letzten Aprildekade für das Wachstum der Gräser Wärme und Feuchtigkeit zur Verfügung. Das hat sich auf jeden Fall günstig auf die Massebildung ausgewirkt. Doch der Ertragszuwachs fiel letztendlich eher bescheiden aus. Er war in vergleichbaren Wochen der Vorjahre manchmal mehr als doppelt so hoch. So nah am voraussichtlichen Erntetermin fällt er immer noch recht unterschiedlich zwischen den Standorten aus.
Entsprechend befinden sich die Rohproteingehalte weiterhin auf sehr hohem Niveau, auch wenn gegenüber der Vorwoche eine deutliche Abnahme zu verzeichnen ist. Der mit dem Massezuwachs erwartete Verdünnungseffekt trat nicht ein. Kritisch sind die hohen Proteinwerte für den Silierprozess, denn sie erhöhen die Pufferkapazität im Ausgangsmaterial und wirken damit der benötigten zügigen Ansäuerung entgegen. Im Zweifelsfall ist der Einsatz von Silierhilfsmitteln (mit DLG-Gütezeichen) zu empfehlen.
Die Rohaschegehalte zeigen u.a. die bekannte Tatsache, dass junge Futteraufwüchse höhere Gehalte an Mineralstoffen aufweisen, so dass ein Rückgang in der nächsten Woche durchaus normal wäre. Die Zunahme von Verdaulichkeit und Zucker zeigt sich in üblicher Größenordnung. Der Rohfettgehalt bewegt sich im oberen Bereich und wirkt sich weiterhin positiv auf den Energiegehalt aus.
Die durchschnittliche Energiekonzentration veränderte sich gegenüber der Beprobung vor einer Woche nicht und liegt in wünschenswerter Höhe. An den einzelnen Orten gab es jedoch sowohl Zu- als auch Abnahmen infolge der spezifischen Veränderungen bei den Inhaltsstoffen.
Den stärksten Einfluss auf den Energiewert hat der Fasergehalt. Im Mittel der sechs Ackerfutterschläge war mit der Zunahme des Rohfasergehalts von 193 g/kg TM am 24.04.18 auf 215 g/kg TM am 30.04.18 eine durchschnittliche tägliche Zunahme an Rohfaser von 3,7 g/kg TM je Tag gegeben. Diese Herangehensweise reicht allerdings nicht aus, um für alle Bestände eine Vorhersage treffen zu können. An zwei Orten lag diese tägliche Rohfaserzunahme bei 0,8 bzw. 1,5 g/Tag, an zwei Weiteren bei 2,8 und 3,7 g/Tag und an wiederum zwei anderen Orten sogar deutlich über allen Erfahrungswerten mit 6,3 und 6,8 g/Tag. Das unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit einer repräsentativen Beprobung an mehreren Standorten im engen Zeitraster, da erhebliche Abweichungen vom Durchschnitt gegeben sind.
Bei Orientierung am Parameter Rohfaser waren zur zweiten Probenahme am 30.04. zwei Ackerfutterbestände bereits schnittreif, die übrigen würden es bei einer unterstellten täglichen Rohfaserzunahme von 3,7 g/kg TM drei bis fünf Tage später sein. Auch auf Mineralboden wurden schon vergleichsweise hohe Rohfasergehalte ermittelt. An einem Ort war die Schnittreife (im Bereich 220 – 240 g/kg TM Rohfaser) bereits erreicht und in den nächsten Tagen dürfte bei weiteren Beständen auf Mineralboden die Ernte anstehen. Fällt der Fortschritt in der Faserentwicklung geringer aus (z.B. 1,5 g/kg TM Rohfaserzunahme täglich), so können durchaus sieben bis zehn Tage bis zum ersten Schnitt die richtige Entscheidung sein. Diese würde vermutlich der Ertragsbildung noch zu Gute kommen. Eine nahezu tägliche Beobachtung der Bestände kann nur empfohlen werden.
In der nächsten Woche werden auch die Testflächen auf Niedermoor in das Beprobungsraster einbezogen.