24.05.2018
Wassermangel machte den Beständen zu schaffen

Wie alle Kulturen waren auch die Futtergräser zunehmend vom Defizit an Wasser betroffen. Bei unserer fünften Probenahme am 22.Mai 2018 hatten die Bestände bereits zwischen zehn Tagen und über drei Wochen keine nennenswerten Niederschläge mehr bekommen. Wo noch ausreichend Feuchtigkeit zur Verfügung stand, verhalf die Wärme zu gutem Wachstum. Der Zuwachs fiel im Vergleich zu den vorhergehenden Wochen deutlich schwächer aus. War jedoch der Wasservorrat aufgebraucht und die Trockenheit dominierte, so wurde hauptsächlich die Alterung beschleunigt und die ohnehin naturgemäß anstehende Abnahme der Futterqualität zusätzlich gefördert. Selbst auf den Niedermoorflächen sind verschiedentlich die obersten Bodenschichten relativ ausgetrocknet und die Hauptwurzelzone teilweise so arm an Wasser, dass das Wachstum gedrosselt wird.
Während sich die Rohproteingehalte inzwischen in üblicher Größenordnung zeigen, liegen die Fasergehalte aus Fütterungssicht deutlich über den Ansprüchen. Hier gilt es zu differenzieren: Hohe Fasergehalte bei gleichzeitig hoher Verdaulichkeit sind vielfach willkommen. Mindestens 50 ml/200 mg TM Gasbildung sind vom ersten Aufwuchs für die Verdaulichkeit zu fordern. Auf einzelnen Flächen lag auch am 22. Mai die Verdaulichkeit noch darüber. Auch die Rohfett- und Zuckergehalte fielen noch günstig aus. Unerwartet lange hielten sich die Ackergrasbestände in den Bereichen hoher Energiedichten und Verdaulichkeiten, da hier in der Regel der günstigste Zeitraum für den Schnitt sehr kurz ausfällt. Auf Mineralbodengrünland dagegen war die Abnahme des Energiegehalts in der Woche zwischen vierter und fünfter Probenahme erwartungsgemäß hoch. Auf den Testflächen im Niedermoor herrschen bezüglich Wasser- und Bewirtschaftungsverhältnissen einschließlich der Bestandeszusammensetzung sehr große Unterschiede, die sich in der Tabelle widerspiegeln.
Das ohnehin schon sehr uneinheitliche Bild in diesem Jahr wurde mit der fünften Probenahme um weitere Streuungen ergänzt. Der optimale Schnittzeitpunkt wäre 2018 – allein am Rohfasergehalt orientiert – überwiegend zwischen dem ersten und achten Mai überschritten worden. Allerdings waren dabei noch sehr hohe Energie- und Verdaulichkeitswerte, überhöhte Proteingehalte und zum Teil geringere TM-Erträge als in anderen Jahren zu verzeichnen. Die folgenden Wochen haben dann gezeigt, dass für das Ziel energiereiche Grassilagen durchaus noch etwas Spielraum bestand, eine Besonderheit dieses Jahres. Mit der nun dokumentierten Reifeentwicklung wurde eindrücklich gezeigt, dass sowohl jedes einzelne Jahr als auch die Regionen und Standorte ihre Eigenheiten aufweisen. Der Reifeverlauf lässt sich nicht allein anhand eines Kriteriums und nicht mit Durchschnittswerten anderer Jahre ausreichend prognostizieren. Die wöchentliche Probenahme und deren Darstellung haben sich bewährt. In der nächsten Woche schauen wir abschließend noch einmal auf´s Niedermoor.
Marion Dunker, LUFA Rostock der LMS Agrarberatung GmbH
Dr. Heidi Jänicke, Landesforschungsanstalt M-V, Dummerstorf