06.05.2022

Entwicklung immer noch recht zögerlich

Marion Dunker, LUFA Rostock der LMS Agrarberatung GmbH
Dr.  Heidi Jänicke, Landesforschungsanstalt M-V, Dummerstorf

In der Woche zwischen erster und zweiter Probenahme waren weiterhin Nächte mit Temperaturen um den Gefrierpunkt zu verkraften. Auch blieben die so dringend benötigten Niederschläge aus. Vor allem letzteres hat je nach Standort den gewünschten Massezuwachs zumindest beeinträchtigt. Die Unterschiede zwischen den Ackergrasbeständen haben sich vergrößert, da auf drei Flächen ein guter Zuwachs zu verzeichnen war, während er auf den anderen beiden stagnierte. Es bleibt abzuwarten, in welchem Umfang noch vorhandene Reserven an Bodenfeuchte von den Beständen genutzt werden können oder ob fehlende Feuchtigkeit die Reifeentwicklung möglicherweise vorantreibt, wenn auch in den nächsten Tagen kein Regen fällt.
Eine Zunahme von Verdaulichkeit und Zuckergehalt ist in diesem frühen Entwicklungsstadium durchaus normal, bevor dann mit zunehmender Reife die natürliche Abnahme einsetzen wird. Die Energiegehalte liegen, wie die Verdaulichkeit, noch weit über den geforderten Zielwerten. Auch das ist für dieses junge Futter nicht ungewöhnlich und wird sich bei den nächsten Probenahmen in Richtung Schnittreife verändern. Die leichte Abnahme der Fasergehalte scheint im ersten Moment untypisch zu sein, ist aber in einzelnen Jahren bei den frühen Beprobungsterminen schon zu beobachten gewesen. Die skizzierten Witterungsbedingungen verhinderten hauptsächlich die erwartete Fasergehaltszunahme und führten eher zu einem Verharren auf dem Niveau der Vorwoche. Markante Veränderungen der Inhaltsstoffe und Energiegehalte blieben aus. Vermutlich werden wir in einer Woche mehr Veränderungen zu bewerten haben.
Unterstellt man durchschnittliche Zunahmen an Rohfaser beim Ackergras, dann könnten bereits vor unserer nächsten Probenahme auf einzelnen Ackergrasschlägen Rohfasergehalte von 20-21 % in der TM erreicht werden. Das wäre an einigen Orten möglich, auch wenn die momentan angekündigte Witterung noch nicht sehr dafür spricht. Anzuraten ist, direkt auf der Fläche in Augenschein zu nehmen und zum Beispiel von Hand zu ertasten, ob die Blütenstände noch etwas Zeit benötigen, bis sie buchstäblich „das Licht der Welt erblicken“. Denn gerade das sollte überwiegend nicht passieren, wenn energiereiche Grassilage mit den anzustrebenden Rohfasergehalten erzeugt werden soll. Den analysierten Werten in der Tabelle folgend, können auch auf dem Mineralbodengrünland an verschiedenen Orten in den nächsten Tagen ähnliche Phasen durchlaufen werden. Dies allerdings bei derzeit niedriger Ertragslage, und wahrscheinlich mit etwas mehr terminlichem Spielraum als beim Ackergras. Die hohen Zuckergehalte geben den Hinweis, vorbeugend mit Silierhilfsmitteln (Zusatz von Milchsäurebakterien) zu arbeiten. Unsere nächste Mitteilung lesen Sie hier in einer Woche.

(Rostock, 06. Mai 2022)

 

Tabelle_Schnittzeitpunkt_2022-2